NDR: Wie man mit Tatsachenberichten die Realität verschleiert

Der NDR hat zur Eröffnung der Zentren für islamische Theologie an der Universität Münster (Zentrum für islamische Theologie, ZIT), zu der auch Religionsministerin Annette Schavan angereist war und Osnabrück (Institut für islamische Theologie, IIT) eine eigentlich unscheinbare, um nicht zu sagen armselige, Nachricht mit dem Titel „Warum das Islamische Zentrum so wichtig ist“ veröffentlicht:

Nach den evangelischen und katholischen Christen sind sie die drittgrößte religiöse Gruppe in Deutschland: die rund vier Millionen Muslime. Um sie stärker in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, fördert das Bundesministerium für Bildung den Aufbau von vier Zentren für islamische Theologie mit insgesamt 20 Millionen Euro. Das größte Zentrum entsteht an den Universitäten Osnabrück und Münster. Ob Islamwissenschaftler, das Bundesministerium für Bildung oder Muslime in Niedersachsen – alle begrüßen die neue Einrichtung und haben hohe Erwartungen.


Diese Nachricht, immerhin von einem öffentlich-rechtlichen Sender mit Bildungsauftrag, zeigt sehr deutlich, wie man durch die Erwähnung von Tatsachen die Verhältnisse der Realität verschleiern kann. Ich meine den ersten Satz: „Nach den evangelischen und katholischen Christen sind sie die drittgrößte religiöse Gruppe: …“. Die Aussage ist zwar sachlich richtig, aber durch diese Formulierung soll beim Leser der Eindruck entstehen, daß der überwiegende Teil der Einwohner Deutschlands einer der beiden christlichen Kirchen zugerechnet werden kann. Was in dieser Meldung verschwiegen wird, ist, daß die größte Gruppe mit 32-38% die der Konfessionslosen ist! Diese Art der Verschleierung ist kein Zufall, denn man findet sie in dieser Form recht häufig. Konfessionslose werden nicht erwähnt, sie sind in der öffentlichen Wahrnehmung de facto inexistent oder werden marginalisiert. Dies allein wäre nicht das Problem, aber in sämtliche öffentlichen Entscheidungsgremien (Politik, Öffentlicher Rundfunk etc.) werden Vertreter der christlichen Kirchen — und nach Vorstellung der Grünen auch bald Muslimische — entsandt. Konfessionslose werden systematisch außen vorgelassen. Somit behalten die Kirchen bzw. die Religiösen ein überproportional starkes Mitspracherecht, obwohl ihre Ideologie schon lange nicht mehr von weiten Teilen der Bevölkerung geteilt wird, in dessen Folge sie eine enorme Bremswirkung auf die Weiterentwicklung der Gesellschaft in allen ethisch relevanten Gebieten (Sterbehilfe, PID etc.) ausüben.

Übrigens, daß alle die neue Einrichtung begrüßen bezieht sich nur auf die Politik. Einige Studentinnen mit moslemischen Hintergrund sahen dies zu Recht ganz anders, allerdings war es konsequenterweise keine Berichterstattung wert.

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