Gebetsräume an Universitäten und islamische Konkordatslehrstühle

Gemeinhin sind Universitäten Stätten der Lehre und vor allen Dingen von Wissenschaft und Forschung, zumindest sollten sie es sein. Orte an denen Wissenschaft betrieben wird sind auch Stätten der Aufklärung, müßte man meinen. Aber nun ist es tatsächlich auch hochoffiziell passiert: Die katholische Theologin Annette Schavan hat in ihrer Eigenschaft als Ministerin für Bildung, Forschung und Wissenschaft das erste von insgesamt vier geplanten, vom Bundesbildungsministerium mit insgesamt 20 Millionen Euro geförderten, Zentrum für Islamische Theologie eröffnet. Man ist der Meinung, die Zentren

[…] böten gute Voraussetzungen, um neben der Ausbildung von Religionslehrern auch die islamische Theologie voranzubringen.

Was gibt es hier voranzubringen? Wird es jetzt schon als Fortschritt angesehen, wenn alte Märchen durch Neue ersetzt werden? Weiter heißt es:

Wir wollen den islamischen Religionsunterricht in möglichst vielen Schulen in Deutschland.

Anstatt das verfassungsgemäße Neutralitätsgebot endlich umzusetzen und Religionsunterricht an staatlichen Schulen komplett abzuschaffen wird ein weiteres konfessionsgebundenes Märchenfach hinzugefügt. Darüberhinaus verletzt es auch das Recht auf Gleichbehandlung, andernfalls müßte langfristig für jede Religion ein entsprechender Religionsunterricht angeboten werden. Religion ist Privatsache und somit ist an dieser Stelle mit staatlichen Mitteln nichts zu fördern, im Gegenteil, der Staat ist der Aufklärung verpflichtet. Abgesehen von der Tatsache, daß religiöse Erziehung von Kindern mentale Kindesmißhandlung ist, haben die Religionsgemeinschaften selbst für entsprechende Unterweisungen zu sorgen, so sie es denn wollen, aber im privaten Raum, nicht an oder durch staatliche Schulen.

Zentral sei, dass die Lehrer- und Imam-Ausbildung auf Basis theologischer Forschung stattfinde. „Da wo einer Religion die Chance gegeben wird, eine Theologie zu entwickeln, tut es auch dieser Religion gut“, erklärte Schavan, die selbst katholische Theologie studiert hat.

Zum Einen ist es Unsinn, daß der Islam keine Theologie hätte, zum Anderen ist der Begriff theologische Forschung ein Oxymoron. Mit einer solchen Geisteshaltung könnte man auch den Studiengang Einhornforschung an einer Universität einrichten. Abgesehen davon, kann es unter Aufsicht von Theologen — welcher Art auch immer — keine Wissenhaft, also ergebnisoffene Forschung geben, da das Ergebnis in der Religion bereits per definitionem feststeht.

Angesiedelt ist das Zentrum für Islamische Theologie mit seinem Leiter, dem Koran-Experten Prof. Dr. Omar Hamdan, an der Universität Tübingen, der es nicht von politischer Seite aufgedrückt wurde, sondern sie hat sich selber — wie die anderen Standorte auch — aktiv darum beworben, wie sie selbst erklärt:

Die Arbeit des Zentrums wird sich im Kontext einer Universität vollziehen, deren Theologien, Islamwissenschaft, Politikwissenschaft, Religionswissenschaft und weitere affine Bereiche dem Projekt sehr offen und freundschaftlich gegenüberstehen und den Studierenden, Forschern und Lehrenden die Hand reichen werden, um für eine erfolgreiche Arbeit Sorge zu tragen. Mit der Etablierung eines Zentrums für Islamische Theologie erwarten sich auch die Tübinger (nicht konfessionsgebundenen) Islamwissenschaften und Orientwissenschaften eine deutliche Steigerung der studentischen Nachfrage sowie der inner- und außeruniversitären Vernetzung.

Die Universität Tübingen stellt hier und in der dazugehörigen Studienplatzbeschreibung ganz klar heraus, daß es sich um ein konfessionsgebundenes Zentrum handelt:

Der derzeit angebotene Bachelor-Studiengang soll berufsqualifizierend sein für Personen, die als Muslime eine konfessionsbezogene Tätigkeit in verschiedenen Berufsfeldern, insbesondere im interkulturellen Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft, anstreben. Es ist außerdem geplant, einen Studiengang einzurichten, der für das Lehramt im höheren Dienst an Gymnasien befähigt, sowie einen Masterstudiengang. Weiterbildungskomponenten sollen das Studienangebot abrunden. Sehr rasch sollen auch Promotions- und Habilitationsordnungen erarbeitet werden.

Hat man bereits kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen, daß an einer deutschen Universität nicht etwa eine Theofiktionsfakultät geschlossen wird, sondern eine Weitere eröffnet wurde, kommt es bei der Art der Kandidatenauswahl für einen Lehrstuhl noch dicker:

Im Beirat des Tübinger Islam-Zentrums sitzen nur zwei unabhängige Experten, die übrigen fünf Vertreter durften die Verbände Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (Ditib), Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) und Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e.V. (IGBD) benennen.

Auch wenn nicht gesagt wird wovon die zwei Experten eigentlich unabhängig sein sollen, liegt die Stimmmehrheit auf Seiten islamischer Verbände. Das bedeutet nichts anderes, als das an einer deutschen Universität de facto islamische Konkordatslehrstühle geschaffen werden. In Zeiten wo zaghaft gegen die Konkordatslehrstühle der katholischen Kirche aufbegehrt wird (vgl. Konkordatslehrstuhlklage), wird jetzt zum Ausgleich ein islamisches Gegenstück geschaffen! Das alles ist zwar in sich stimmig, da es — wie die anderen geplanten Zentren in Münster, Osnabrück und evtl. Erlangen auch — der Ausbildung von Imamen und islamischen Religionslehrern dienen soll, aber was treibt die Universitäten dazu, sich darum zu bewerben gegenaufklärerische Studiengänge anbieten zu dürfen? Ich nehme mal zu Gunsten der Hochschulleitung an, daß sie die pure Geldnot zu diesem Schritt veranlasst hat, wenn nicht, gehört die ganze Universitätsleitung umgehend des Amtes enthoben. Doch nicht genug, da läßt sich noch etwas daraufsatteln:

Noch wirkt das Tübinger Zentrum etwas provisorisch: Es gibt einen kleinen Seminarraum, als Bibliothek dient die private Büchersammlung des Professors, und der geplante Gebetsraum ist noch im Bau. Doch die 36 Studenten, darunter 23 Frauen und 13 Männer, stört das nicht.

Jetzt werden auch noch Gebetsräume eingerichtet. Findet sich dann demnächst in den Raumplänen ein theologisches Laboratorium?

Einer Studentin wird auch Gelegenheit gegeben, uns an ihren Gedanken teilhaben zu lassen:

Befürchtungen, dass islamische Traditionen mehr gelten könnten als wissenschaftliche Freiheit hält sie für unbegründet: „Jeder kann seine Meinung sagen, sofern er sie begründen kann.“

Hat hier wohl jemand Meinungsfeiheit nicht verstanden? Man kann und darf seine Meinung nicht nur äußern ohne sie begründen zu müssen – eine Diskussion ist sicherlich fruchtbarer, wenn man sie begründen kann —, sondern immer. Selbst eine inhaltliche falsche Meinung darf geäußert werden und das sogar ungefragt! Nun gut, Frau Farina Stockamp ist noch Studentin, da gibt es Hoffnung.

Eigentlich müßte aus der Wissenschaft ein massiver Widerstand gegen den Ausbau der Religion an Universitäten kommen, stärker noch als die heftigen Reaktionen bei dem Plagiator Karl-Theodor zu Guttenberg und seiner abgekupferten Dissertation. In diesem Lande wird dringend eine Aufklärung 2.0 benötigt!

14 Kommentare

  1. Gebetsräume an Universitäten und islamische Konkordatslehrstühle…

    Religionsministerin Annette Schavan eröffnete offiziell das erste von vier, von ihrem Ministerium geförderte, Zentrum für islamische Theologie, dessen Aufgabe die Ausbildung von Imamen und islamischen Religionslehrern für staatliche deutsche Schulen is…

  2. […] das Forschungsministerium von einer katholischen Theologin occupiert wurde, die dort allerlei Unfug treibt. Auch neige ich zu der Auffassung, daß mit Margot Käßmann oder Wolfagng Huber oder gar […]

  3. Primavera sagt:

    wenn ich eine meinung einfach in eine diskussion einwerfe, ohne sie zu begründen, kann ich mich doch nicht hinter dem recht der meinungsäußerung verstecken.
    ich mag muslime nicht.
    so das hab ich gesagt, aber ohne meine aussage zu begründen, kann dieser satz keinen sinn haben.
    ich mag muslime nicht, weil sie (angeblich) frauen unterdrücken. und jetzt braucht die meinung stichhaltige argumente, sonst ist es eine rassistische und sinnlose äußerung, die vermuten lässt, dass die person nicht unbedingt intelektuell angehaucht ist und leicht von neo-nationalsozialistischen etc. propaganda beeinflusst wird..

  4. Die eigene Meinung darf tatsächlich auch sinnlos sein und ob andere vermuten, daß die Person nicht intellektuell angehaucht ist, ist ebenfalls irrelevant. Meinungsfreiheit ist nicht deckungsgleich mit wissenschaftlichem Diskurs, wäre es anders wären Religionen auf Grund ihrer blödsinnigen Aussagen verboten, denn sie stellen im Grunde nur eine Teilmenge der Meinungsfreiheit dar.

    Wie aber bereits im Artikel gesagt, ist eine Diskussion ohne jeweilige Begründungen der Meinungen wenig ergiebig. Aus diesem
    Grunde ist auch eine Diskussion mit Gläubigen fruchtlos, da sie sich auf ihre jeweiligen Dogmen zurückziehen, welche ihrer Meinung nach die absolute Wahrheit verkünden.

  5. […] durch Prostitution des Akademischen Rates gegenüber der Politik, zeigt die Honorarprofessur der Religionsministerin Annette Schavan an der […]

  6. […] Thema wird die Nähe der Grünen zu CDU/CSU deutlich, begrüßen sie doch ausdrücklich die „islamischen Quasi-Konkordatslehrstühle” an deutschen Universitäten der konservativen Religionsministerim Annette Schavan: Die Grüne […]

  7. […] Gebetsräume an Universitäten und islamische Konkordatslehrstühle […]

  8. […] auf die Schaffung einer Fakultät „Islamische Technologie“ an deutschen Universitäten dringen? Gebetsräume hat sie ja bereits erfolgreich etabliert. […]

  9. […] Theologie an der Universität Münster (Zentrum für islamische Theologie, ZIT), zu der auch Religionsministerin Annette Schavan angereist war und Osnabrück (Institut für islamische Theologie, IIT) eine […]

  10. […] klerikaler Neubauten an deutschen Universitäten sein, auch wenn von politischer Seite nur von Gebetsräumen gesprochen wird. Die Kleinstadt Münster hat übrigens bereits in der Nähe eine Moschee, es fehlt […]

  11. […] Annette Schavan, jener Ministerin die aktiv für neue theologische, diesmal islamische, Fakultäten an deutschen Universitäten verantwortlich zeichnet und in dessen Folge jetzt eine Moschee an der […]

  12. […] sind und Religion an Universitäten nichts zu suchen haben. Stattdessen hat sie sich als Religionsministerin einen Namen gemacht, in dem sie auf den Aufbau (Förderbetrag mind. 20 Mio. Euro) von Zentren für […]

  13. […] versteht, als Wissenschaftsministerin eingesetzt. Mit der Folge das diese den Genderquatsch und Märchenerzählerei an Universitäten gefördert hat. Da hört sich die […]

  14. […] Annette Schavan aus ihrer Zeit als Wissenschaftsministerin. Sie war es, die den Unis das Kuckucksei islamische Lehrstühle ins Nest gelegt […]

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