US-Post speichert alle Verbindungsdaten — Nur die US-Post?

Der Spiegel verweist gerade auf einen Artikel in der New York Times in dem berichtet wird, daß die US-Post die kompletten Verbindungsdaten des Briefverkehres speichert. Bei dem Programm „Mail Isolation Control and Tracking“ (MICT) werden alle Briefumschläge ungeöffnet abfotografiert und gespeichert.

Bevor nun wieder alle über die sammelwütigen Amerikaner herfallen, ist ein Blick ins eigene Lager angesagt. Zunächst werden in den Briefsortiermaschinen der Post per Handschriftenerkennung und notfalls von Hand alle Anschriften elektronisch erfasst. Für den schnellen Sortiervorgang (50.000 Briefe pro Stunde) ein unerlässlicher Prozess, aber was passiert spätestens nach der Zustellung tatsächlich mit den Datensätzen? Es wäre ein Leichtes die Anfallenden Datensätze selbst zu speichern oder gleich auf die Abhörschnittstelle eines Geheimdienstes zu leiten. Nebenbei bemerkt gehört zur Post auch einer der größten Adresshändler der Republik.

Zu Zeiten des kalten Krieges war das Öffnen, ja selbst das Unterschlagen durch Vernichtung, von Briefen auf beiden Seiten der Mauer vollkommen normal. Das grundgesetzlich garantierte Post- und Fernmeldegeheimnis war (ist?) nur schöner Schein und zumindest jedem West-Berliner war das auch klar. Die Siegermächte hatten da die Hand drauf, später haben es dann die deutschen Behörden selbsttätig weitergeführt. Da Vieles in Geheimverträgen geregelt worden ist, ist der volle Umfang sicherlich noch nicht bekannt, aber deutsche Behörden waren und sind willfährige Helfer beim Spitzeln. Deshalb ist die teilweise zur Schau gestellte Aufregung über die Snowden-Affäre mit der Aufdeckung von Prism und Tempora auch nur Heuchelei oder Inkompetenz (was eigentlich ein Ausschlusskriterium für politische Aufgaben sein müsste). Von Seiten der Politik wurde und wird gegenüber den Wünschen der Besatzungsmächte bis heute nie offen Widerstand geleistet. Die Ablehnung des Asylbegehrens von Edward Snowden war daher nicht anders zu erwarten und ist nur das kleinste Teil im Puzzle (Truppenstationierung, Atomwaffen, geheimdienstliche Aktivitäten etc.).

Für den Einstieg:

Nachtrag 06.07.2013:
Nun ist es offiziell, auch die Deutsche Post (DHL) speichert die Adressdaten nicht zu kanpp und erweist sich als willfähriger Helfer der Geheimdienste. Selbstverständlich werden die Daten nur für die korrekte Zustellung abfotografiert. Wer soll denn diese dämliche Ausrede glauben? Wenn die Handschriftenerkennung der Sortierer versagt, wird die Adresse manuell eingetragen. Ein Foto ist also überflüssig. Findet der Zusteller mit dem Brief in der Hand die Anschrift vor Ort nicht, hilft ein Foto auch nicht weiter, denn der Brief liegt ja im Original vor.

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