Hilfsmaßnahmen für Westafrika

Inzwischen hat sich auch China dazu durchgerungen Hilfskräfte und -güter nach Westafrika in das Ebolaepidemiegebiet zu schicken (übrigens eine Meldung die erst jetzt in der deutschen Presse ankommt). Daß diese Hilfsmaßnahmen nicht aus rein humanitären Motiven erfolgt, ist für den Augenblick bedeutungslos. Hauptsache ist, gegenwärtig wird etwas unternommen und zwar schnell. Natürlich geht es den Chinesen auch um Eigenschutz, sind sie doch in Afrika stark engagiert und über die Flugverbindungen besteht ein Einfallstor nach China. Es besteht für sie geradezu eine Notwendigkeit die Seuche noch außerhalb des eigenen Territoriums unter Kontrolle zu bringen, denn ein Einfall der Epidemie in eine chinesische Großstadt dürfte, bei den dort auch nicht gerade vorbildlichen hygienischen Bedingungen, gravierende Folgen nach sich ziehen. Politisch-wirtschaftliche Agenda hin oder her, sie sind wenigstens vor Ort! Es wurde eine Entscheidung getroffen und diese wird jetzt durchgezogen.

Wenn ich hingegen das halbherzige Herumgeeiere der Bundesregierung bei den aktiven Hilfsmaßnahmen für Westafrika so sehe, verstärken sich meine Befürchtungen immer mehr, daß die Politik mit einem Ebola-Ausbruch oder etwas grundsätzlich Anderem, aber ähnlich Gravierdendem, in Deutschland hoffnungslos überfordert wäre. Die politischen Akteure agieren blass und außer inhaltsleeren oder von der Sache her oftmals falschen Statements kommt einfach nichts Vertrauenerweckendes von Ihnen. Ihr Verhalten grenzt schon fast an aktive Sterbehilfe für Westafrikaner.

Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, wissen wir nicht wirklich, wie sich ein Ebola-Ausbruch in unseren Breiten mit ihrer hochvernetzen und mobilen Gesellschaft in der Praxis auswirkt und erst wenn eine derartige Epidemie da ist, werden wir wissen ob wir vorbereitet waren oder nicht. Es sieht aber eher danach aus, daß wir es nicht wirklich sind. Offenbar geht Ihnen auch erst jetzt — hatte ich ebenfalls bereits erwähnt — auf, daß es mit dem Transport von Ebolapatienten auf Grund fehlender geeigneter Krankenwagen nicht gut bestellt ist. Abgesehen von den rein technischen Vorsorgemaßnahmen, wird sehr viel davon abhängen, wie sich die Bevölkerung im Notfall verhalten wird (Mir erscheint bspw. das Verhalten der amerikanischen Krankenschwester Kaci Hickox mit ihrer Begründung der Absage an eine Quarantäne durchaus problematisch), denn zur Eindämmung der Ausbreitung ist ihre Mitarbeit zwingend notwendig. Dafür muss sie aber umfassend aufgeklärt sein, wie im Ernstfall zu handeln ist und wann überhaupt ein Ernstfall vorliegt. Ich sehe hier bei der Bundesregierung ebenfalls noch eine Bringschuld.

Der Ebola beauftragte Walter Lindner beklagte bereits mehrmals das Fehlen von freiwilligen Hilfskräften. Nimmt man die Aussage wortwörtlich mag diese stimmen, dennoch scheint sie mir immer mehr nur die halbe Wahrheit zu sein. Allmählich bekomme ich den Eindruck, als ob es mächtig im Auswahlverfahren hapert. Auch scheint mir die Ausbildung der vorhandenen Kräfte nur unzureichend organisiert vonstatten zu gehen. Es sollte doch beim Umfang der Notlage kein Problem sein, in den größeren urbanen Zentren jeweils eine Lagerhalle o.Ä. zu mieten, dort ein beheiztes Zelt (≥35°C) mit einer Isolierstation aufzustellen, um parallel viel mehr Hilfskräfte auszubilden. Man erinnere sich an die Meldung aus der Bundeswehr, daß von 595 tauglichen Leuten gerade 20 in Schulung gingen. Wie lange meint man, daß man Zeit hat?

Deutsche Politiker rühmen sich immer der Weltoffenheit Deutschlands, betonen die hier angeblich herrschende, auf humanistischen (oder sind es doch bloß christliche?) Werten beruhende Demokratie, aber wenn es dann mal wirklich darauf ankommt entsprechend zu handeln, passiert außer der Bildung des ein oder anderen Gremiums nicht viel, denn niemand will oder kann die Initiative ergreifen. Diese Handlungsunfähigkeit auf allen politischen Bühnen scheint mir inzwischen systemimmanent zu sein. Ich halte unser politisches Personal der letzten Jahre für grenzenlos inkompetent (bspw. Gröhe, von der Leyen, Pofalla, Ramsauer, Schwesig u.v.a.) oder zutiefst verlogen (von der Leyen, Steinmeier, der gerne mal jemanden in Guantánamo verrotten läßt und für das Abhören der Deutschen durch die USA politisch verantwortlich zeichnet usw.). Insofern könnte das Nicht-Handeln sogar von Vorteil sein, denn wenn Dummköpfe aktiv ins Geschehen eingreifen, wird es est richtig gefährlich. Aber nicht nur China, auch Deutschland hat bei der Ebolaepidemie eine politische Agenda: Zu Hause ist es immer noch am Schönsten.

2 Kommentare

  1. […] schrieb kürzlich ohne nähere Ausführung, daß ich die Begründung zur Zurückweisung der behördlichen […]

  2. […] passive Verhalten der Bundesregierung in dieser Sache gleicht dem in der Ebolakrise (hier, hier, hier). Auch dort hat man vollkommen unprofessionell agiert und solange abgewartet, bis das […]

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