Feuerwächter

Liebe Ratsmitglieder,

mir ist bewusst, daß Sie sich derzeit in einer schwierigen Lage befinden, seit ihr Glaubensbruder, der saudische Journalist Hamza Kashgari von Malaysia an Saudi Arabien ausgeliefert wurde und dort womöglich wegen dreier Tweets die Hinrichtung zu erwarten hat. Selbstverständlich unternehmen Sie alles in Ihrer Macht stehende, vielleicht sogar in enger Zusammenarbeit mit dem Außwärtigen Amt um dies abzuwenden, denn es ist bekannt, daß Sie nicht nur auf dem Boden des Grundgesetzes stehen sondern auch allgemein für die Einhaltung der Menschenrechte eintreten, insbesondere für körperliche Unversehrtheit und Meinungsfreiheit, egal welche Meinung jemand geäußert hat. Auch hat ihre Meinung natürlich ein weitaus höheres Gewicht, als die der bekanntermaßen in weiten Teilen gottlosen deutschen Gesellschaft im Allgemeinen.

Dennoch ist mir aufgefallen, daß ihre letzte Pressemitteilung vom 03.02.2012 datiert (ZMD-Stellungnahme zu „Shariagerichten“) und bei den internationalen Nachrichten zum Thema Menschenrechte der letzte Eintrag vom 01.02.2012 (Verfassung in Tunesien) stammt. Der Fall Hamza Kashgari ist heikel und diplomatisches Vorgehen im Hintergrund kann angebracht sein, aber Sie tragen auch gegenüber ihren besorgten Mitbürgern, gleich welcher Weltanschauung, eine Verantwortung, die sich fragen, welchen Beitrag sie leisten könnten, um diese Bedrohung von Herrn Kashgari abzuwenden.

Ich bin mir ihrer Unabhängigkeit bewusst, dennoch gebe ich zu bedenken, daß, wie in anderen Fällen auch, der vollkommen absurde Gedanke aufkommen könnte, daß durch eine Stellungnahme des ZDM von Saudi Arabien direkt oder indirekt finanzierte Projekte darunter leiden könnten. Um diesen Eindruck gar nicht erst aufkommen zu lassen, wäre vielleicht doch eine kurze Notiz, daß ihnen der Fall zumindest bekannt ist, nicht ganz falsch.

So verbleibe ich, unserem gemeinsamen Anliegen, Leben und Freiheit von Herrn Kashgari, gedenkend

mit freundlichen Grüßen

Feuerwächter