Archiv für Wissenschaft

ebolafrei

Spiegel-Online titelte heute „New Yorker wieder gesund: Die USA sind Ebola-frei“. Doch was genau bedeutet eigentlich ebolafrei in diesem Zusammenhang? In den ersten Zeilen des Artikels wird klargestellt, daß der mit dem Ebolavirus infizierte New Yorker Arzt Craig Spencer am Dienstagmorgen aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Obwohl er der letzte bekannte Ebolapatient in den USA war, kann man die USA dennoch nach bisherigher Definition nicht als ebolafrei bezeichnen. Immerhin könnten sich bei ihm noch Personen infiziert haben, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist. Genau um diesem Umstand Rechnung zu tragen, hat man sich in der WHO darauf geeinigt, eine Region erst dann als ebolafrei zu bezeichnen, wenn seit mindestens 42 Tagen, also dem doppelten der Inkubationszeit des Virus, keine neuen Fälle mehr aufgetreten sind. Daher ist die Überschrift von Spiegel-Online zwar prägnant, aber falsch. Die Washington Post hatte die paar Bytes für einen korrekten Titel übrig: „New York doctor cleared of Ebola, which means there are no known Ebola cases in the U.S.“. Es geht also, wenn man will und wenn man weiß wovon man schreibt. Das Problem an der laxen Ausdrucksweise ist immer, daß sich einmal verbreitete Fehlinformationen nachträglich praktisch nicht mehr richtig stellen lassen und es zu einer immer weiter zunehmenden sprachlichen Divergenz kommt.

Quarantäne

Ich schrieb kürzlich ohne nähere Ausführung, daß ich die Begründung zur Zurückweisung der behördlichen Quaratäneauflagen durch die amerikanische Krankenschwester Kaci Hickox problematisch finde. Die Gründe dafür will ich hier jetzt etwas ausführlicher erläutern.

Die amerikanische Krankenschwester kam von einem Ebolaeinsatz als Freiwillige aus dem betroffenen Liberia Sierra Leone zurück. Bei ihrer Rückkehr in die USA wurde sie von den Behörden der USA unter Quarantäne gestellt, um ein mögliches Einschleppen des Virus in die USA zu verhindern. Fr. Hickox hat sich den Maßnahmen von Anfang an erfolgreich widersetzt und die behördlichen Auflagen auch gebrochen. Nach den angelsächsischen Medienberichten zu dem Fall, erfolgte dies mit den folgenden Begründungen: Weiterlesen

Berlin im November

Feuchtkalte, dunkle Tage mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, wolkenverhangener Himmel, Seen und Wälder nebelverhangen, das Wasser aufgepeitscht durch Herbststürme, die die letzten Blätter von den Bäumen fegen. Das ist Berlin im November, immer, also fast immer …

Berlin-Schlachtensee am 1. November 2014, 19°C.

Berlin-Schlachtensee am 1. November 2014, 19°C.

 

Gewalt und Männerüberschuss

Eine allgemein gut gepflegte Meinung, sowohl in der breiten Bevölkerung als auch unter Soziologen (naja, Soziologen eben), ist die Annahme, daß ein Männerüberschuss (= hohes Geschlechterverhältnis¹) in einer Gesellschaft zu einem Mehr Gewalt führt, also nichts anderes als die von modernen Feministinnen mit Inbrunst propagierte Festschreibung des Bildes vom Mann als beständigem Gewalttäter und der friedlichen Frau. Dies führt gegenwärtig zu der bisher durch nichts belegten Annahme, daß es in China auf Grund seines Überschusses von rund 100 Millionen Männern, für die es keine Frau gibt, eine Entwicklung hin zu mehr Militarismus und aktiven Militäreinsätzen geben wird. Ähnlich wird die Gewalt in Indien begründet. Der Männerüberschuss in beiden Ländern ist kulturell bedingt, da traditionell ein männlicher Nachkomme zur Fortführung der Familie gewünscht wird, wohingegen Mädchen als Belastung empfunden werden. Dem entsprechend werden in diesen Ländern weibliche Föten vermehrt abgetrieben und weibliche Neugeborene eher vernachlässigt werden, bis hin zur aktiven Kindstötung weiblicher Nachkommen. Weiterlesen

Denn sie wissen nicht was sie nehmen

Don’t know what they take

Anekdote „Don’t know what the take“, gefunden im J. Spec. Homeopathy 1857, 2 (6): 3

Durch Zufall bin ich neulich auf eine kleine Anekdote in einer Homöopathiezeitschrift aus dem Jahre 1857 gestoßen [1]:
Im Verlaufe der Behandlung einer Dame durch einen Homöopathen, bekam die Patientin starken Durchfall, welcher vom Homöopathen dann auch entsprechend behandelt wurde. Allerdings blieb diese Behandlung erfolglos und die Dame griff zu Dr. Humphrey’s Specifics (Anm.: eine Unterart von Homöopathika) und ihr Durchfall verschwand umgehend. Beim nächsten Besuch bei ihrem Homöopathen gratulierte ihr dieser zur ihrer Genesung, aber sie informierte ihn darüber, daß seine Medikamente nicht geholfen hätten und erst der Griff zu Dr. Humphrey’s Specifics ihr Besserung verschafft hätte. Ihr Homöopath drückte sein Bedauern aus, wies aber drauf hin daß sie nie wisse, was sie da einnähme, woraufhin die Dame antwortete, dies wüßte sie bei seinen Mitteln auch nicht. Weiterlesen

Gesundheitsminister Gröhe: Ebola keine Gefahr für Deutschland

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU; @Groehe) verkündete großspurig, daß man in Deutschland auf Grund des guten Gesundheitssystems keine Angst vor Ebola haben müsse.

Unser Gesundheitssystem ist sehr gut aufgestellt. Deshalb muss sich niemand in Deutschland Sorgen machen.

Herr Gröhe ist Jurist und bisher nicht durch medizinisch-wissenschaftliche Expertise positiv in Erscheinung getreten, was zu der Überlegung führt, wie er zu dieser Aussage kommt. Wollte er einfach auch mal was zum Thema gesagt haben oder sind ihm diese Worte von seinen Einflüsterern im Miniserium in den Mund gelegt worden? Mir persönlich erscheint seine Einschätzung eher grob fahrlässig zu sein, weil sie von Unverständnis zum Umfang des Problems zeugt. Weiterlesen

Lammert solidarisiert sich mit Betrügern

Eigentlich hatte ich bis vor ein paar Tagen gedacht, das Thema plagiierte Dissertation der Annette Schavan wäre endgültig durch und abgehakt, aber weit gefehlt, die eigentlich interessanten Dinge kommen erst jetzt ans Licht. Vor Kurzem sickerte ein interner, hochinteressanter Bericht des Dekans der Philosophischen Fakultät der Heinrich Heine Universität Düsseldorf durch, aus dem hervorgeht unter welchem Druck die Fakultät stand, in der Causa Annette Schavan trotz Fehlverhaltens auf keinen Fall die Promotion abzuerkennen (Süddeutsche, Abschlussbericht). Gestern dann die Entdeckung, daß Fr. Schavan ihren Dr.-Grad nun mit einem Verfalldatum versehen weitergeführt hat und heute nun die Solidaritätserklärung von Bundestagspräsident Norbert Lammert mit der Betrügerin Schavan, durch Absasge als Festredner zum 50jährigen Juniläum der Universität. Weiterlesen

Promotion mit Verfalldatum

Lebenslauf von  Annette Schavan als Deutsche Botschafterin beim Vatikan.

Lebenslauf von Annette Schavan als Deutsche Botschafterin beim Vatikan. (Bildschirmfoto)

Die Plagiatorin Annette Schavan, nun Botschafterin Deutschlands beim Vatikan, führt ihren erschwindelten Dr. phil. in ihrem Lebenslauf auf der offiziellen Webseite des Auswärtigen Amtes weiter auf (via RP-Online), jedoch nun mit dem Zusatz „gültig bis 2014“. Es wird getrickst bis zum geht nicht mehr, nicht mal mit Anstand verlieren kann die Person. Ihre Einsichtsfähigkeit geht gegen Null und zeigt daß sie nie verstanden hat, was Wissenschaft eigentlich ist, auch wenn sie sich selbst lächerlicherweise immer als „Vollblutwissenschaftlerin“ tituliert(e). Weiterhin ist es nicht nur als Diplomat ein äußerst schlechter Stil, gleich zu Arbeitsbeginn mit einer Lüge aufzuwarten. Gute Diplomatie hat auch etwas mit Vertrauenswürdigkeit und Integrität zu tun, alles Dinge die Fr. Schavan gerade nicht vorweisen kann. Allein dieses Verhalten zeigt, daß sie niemals hätte Ministerin für Bildung und Forschung werden dürfen. Schmeißt die Frau endlich aus der Politik!

Promotionen sind Verwaltungsakte ohne Verfalldatum und keine Fischkonserven. Ergeht ein Verwaltungsakt auf Grund falscher Voraussetzungen, hier die Täuschung der Fakultät, werden sie rückwirkend aufgehoben, da der Promovend den Grad niemals rechtmäßig erworben hatte.

Nachtrag 29.07.2014:
Inzwischen wurde der Lebenslauf auf der Webseite korrigiert: „Promotion zum Dr. phil. (aberkannt 2014)“ heißt es nun dort (Bildschirmfoto) und genau dies entspricht wenigstens auch den Tatsachen, auch wenn die Promotion nie rechtmäßig erfolgt ist.

Haizahn in Seekuhknochen

Wie jedes Jahr Anfang November, so fand auch dieses Jahr die Mineralis in Berlin statt. Dieses Mal präsentierte die Fossilien Galerie Bad Homburg ein wirklich außergewöhnliches Stück aus der versteinerten Erdvergangenheit: Einen Haizahn in einem Seekuhknochen. Nun sind weder versteinerte Haizähne noch Seekuhknochen für sich allein etwas Außergewöhnliches. Auch ist es auch nicht überraschend, daß Haie beim Zubeißen Zähne verlieren, sie sind mit ihrem Revolvergebiss bestens an ihre Umwelt angepasst oder Knochen Bißspuren aufweisen. Aber das ein Zahn fest in einem Knochen stecken bleibt, beides zusammen auf den Grund sinkt, dort im Sediment versteinert und die Äonen unbeschadet übersteht ist, mehr als nur bemerkenswert.

Haizahn in Seekuhknochen zusammen versteinert.

Haizahn in Seekuhknochen (Das Knochenfragment ist ca. 20 cm lang). Fundort: Sediment vor Florida, USA; gesehen auf der Mineralis in Berlin (8.-10. November 2013).

Geteilter Himmel

Heute Nachmittag war Berlin mal wieder geteilt, zumindest am Himmel. Über weite Teile des Stadtgebietes zog sich eine Wetterfront, fast wie mit dem Lineal gezogen. Auf der einen Seite Sonnenschein, auf der Anderen der düstere, bedrohlich wirkende Wolkenhimmel. Aber die Front hat nicht gehalten was sie nach dem was sie aussah.

Wetterfront

Wetterfront in Berlin um 16:08 MEZ.