Archiv für Wissenschaft

Brasilianische Gesetzeslage behindert Herausgabe von Untersuchungsmaterial

Auf Zeit-Online wurde unter Berufung auf den Artikel „Few Zika samples are being shared by Brazil, worrying international researchers“ beim US-Magazins STATnews berichtet, daß Brasilien die Zika-Forschung behindere. Gemeint ist eigentlich die derzeit gültige innerbrasilianische Gesetzeslage, welche die Weitergabe von entsprechendem Untersuchungsmaterial unter Strafe stellt und somit nahezu jede legale Kooperation, die von Probenaustausch abhängig ist, im Keim erstickt. Die Aussage impliziert jedoch, Weiterlesen

Homöopathiegläubige in der Mausefalle

Einige ganz Schlaue haben bei Verkerskontrollen angegeben, vor Kurzem dringend benötigte Medikamente ausgehend von homöopathischen Muttertinkturen, welche gemeinhin auf mindestens 60%igem Alkohol beruhen, zu sich genommen zu haben, weshalb nun der Alkoholtest falsch-positiv ausgefallen sei. Mal davon abgesehen, daß man in jedem Falle seine Fahrerlaubnis verlieren kann, wenn man sich unter Alkohol- oder Medikamenteneinfluss auf den Bock schwingt und durch die Gegend kutschiert und außerdem sich ein an den Schnelltest anschließender Bluttest den Verdacht ausgeräumt hätte, stellt sich tatsächlich die Frage, ob Homöopathika zu falschen Testergebnissen führen können. Dieser Frage ist eine italienische Arbeitsgruppe mal nachgegangen. Weiterlesen

Ada Lovelace

Nun hat sich kurz vor Jahresende auch Golem vom Ada-Lovelace-Fieber anstecken lassen, denn dieses Jahr war in feministischen Kreisen eindeutig das Ada-Lovelace-Jahr. Auf etlichen Veranstaltungen musste geradezu zwanghaft ihr Name erwähnt werden, auch wenn sich die Veranstaltung in keiner Weise mit IT beschäftigte und natürlich durften auch Buchempfehlungen weiblicher Autoren zum Thema nicht fehlen (Ada Lovelace. Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen). Es ging/geht dabei nicht um die Leistung von Ada Lovelace an und für sich, sondern um den Versuch, getreu des ideologischen Feindbildes männlich, weiß, heterosexuell, die gesamte IT als eine letztendlich weibliche Erfindung darzustellen und die Geschichte in diesem Sinne umzuschreiben. Ein, wie ich finde höchst lächerliches Unterfangen, was aber nicht auf die fehlende Leistung von Ada Lovelace zurückgeht, sondern aus einem anderen Grund. Weiterlesen

Nutzung sozialer Netzwerke in der Wissenschaft

Der Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation (Goportis) hat die Ergebnisse einer bundesweiten Online-Umfrage zur Nutzung von Social-Media-Diensten in der Wissenschaft veröffentlicht (Pressemitteilung). Die 22.832 per e-Mail angeschriebenen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer (wenn das mal nicht diskriminierend ist, so rein zweigeschlechtlich) lieferten 1.354 gültige Datensätze (5,39 %), davon 70 % männlichen und 29 % weiblichen Geschlechts (Das muss den Genderisten doch einen #Aufschrei wert sein, da wurden die Frauen und anderen Geschlechter bestimmt massiv vom Beantworten des Fragebogens abgehalten). Die Angeschriebenen gehörten zu den Fachbereichen der Naturwissenschaften (Chemie, Physik, Pharmazie), der Agrar-, Forst-, Ernährungswissenschaften, der medizinischen Bereiche (Human-, Veterinär- und Biomedizin, Umweltschutz), sowie zu den Fächern aus dem Bereich Wirtschaft (Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Wirtschaftswissenschaften). Kürzer formuliert, es waren keine Geistes„wissenschaften“ vertreten. Weiterlesen

Genderkongress in Berlin

Ein Kongressbericht zum Internationalen Kongress Gendermedizin – Junior trifft Senior vom 22.-23. Sept. 2015 des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) von der Charité unter Leitung von Fr. Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek in Berlin (Nicht zu verwechseln mit dem im November in Nürnberg stattfindenden Genderkongress).

Wirklich brandneue Forschungsergebnisse wurden nicht präsentiert, die Ergebnisse waren teilweise schon vor Jahren publiziert worden — in den Vorträgen wurde auf Veröffentlichungen zurück bis mind. 2006 verwiesen — und sollten den jeweiligen Arbeistrgruppen bekannt sein. Dennoch waren die Präsentationen unter einem anderen Gesichtspunkt interessant, da erst in ihrer Konzentration deutlich wird, daß biologisch-medizinische Forschung kontinuierlich gleichartige Ergebnisse auf unterschiedlichen Gebieten liefert. Weiterlesen

Vorurteilsbehaftete Fleischesser und empathische Veganer

Seit einiger Zeit geistert eine Studie durch’s Internet (z. B. Presseerklärung der Uni Mainz¹, hier) deren Ergebnis sein soll, daß Fleischesser einen Hang zu Dominanz und authoritären politischen Einstellungen haben sowie zu mehr Vorurteilen neigen, als Vegetarier und diese wiederum mehr als Veganer. Eine Darstellung, die einen näheren Blick in die Originalveröffentlichung [1] lohnt, zumal zu erwarten ist, daß diese Studie bei zukünftigen Diskussionen zum Pro und Contra von Vegetarismus/Veganismus noch in Erscheinung treten wird.

Den Anstoß zu der Untersuchung in Deutschland könnte eine ähnliche Untersuchung von 2008 gegeben haben [2], bei der sich „Gemüsevermeider“ („vegetable avoiders“) in einer Selbstbeschreibung öfter rechtslastigem Authoritarismus und gesellschaftlicher Dominanz anhängend, als Vegetarier und diese wiederum häufiger als Veganer erwiesen haben. Allerdings handelt sich dabei um eine reine Literaturstudie/Metastudie. Weiterlesen

Globuli bei warmen Lichte betrachtet

Homöopathika werden in verschiedenen, oftmals absurd hohen (1:1060, 1:10100, ja selbst 1:101.000), Verdünnungen hergestellt und verkauft. Rein rechnerisch kann bei derart hohen Verdünnungen kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr in den Globuli vorhanden sein. Wenn denn aber unterschiedliche Globuli eine jeweils spezifische Wirkung entfalten sollen, müssten sie sich unterscheiden, doch worin liegen die Unterschiede? Weiterlesen

Raucherkosten

Es geistert mal wieder eine neue Studie zu den Kosten, die natürlich wie immer bei solchen Angelegenheiten weitaus höher sind, als bei den Vorangegangenen, die Raucher der deutschen Volkswirtschaft beibringen durch die Presse (Ärztezeitung, Tagesspiegel). Dr. Tobias Effertz hat hierzu die Daten von 145.000 Versicherten der Techniker Krankenkasse (TK) für die Jahre 2008-2012 ausgewertet. Weiterlesen

Mit Homöopathie gegen Senfgas

In den Kriegsjahren 1941-1942 gab es in Großbritannien eine Zusammenarbeit zwischen dem Heimatschutzministerium und der British Homoeopathic Society zur Klärung der Frage, ob Homöopathie gegen Senfgas, ein äußerst toxisches und karzinogenes Hautgift, tödlich bei Inhalation durch Zerstörung der Bronchien, welches zuerst im 1. Weltkrieg als chemischer Kampfstoff eingesetzt worden ist, wirksam ist. Ausgehend von den Erfahrungen des 1. Weltkrieges bekamen Forschungen zu Prophylaxe und Behandlung von Senfgasvergiftungen oberste Priorität. Im Rahmen dieser Untersuchungen fragte das Heimatschutzministerium beim Rat der britishen homöopathischen Gesellschaft an, ob sie wissenschaftliche Erkenntnisse zu Homöopathika habe, die als Gegenmittel bei Senfgasintoxikationen eingesetzt werden könnten. Der Rat verneinte dies, teilte aber mit, daß Therapeuten bereit wären entsprechende Homöopathika herzustellen. Gleichzeitig unterbreitete man dem Ministerium einen Vorschlag für ein entsprechendes Forschungsprogramm, sofern dieses vom Ministerium gefördert werden würde. Allerdings hat der Rat diese Entscheidung nicht einstimmig getragen. Der Präsident, John Paterson, war der Meinung Homöopathie würde entsprechende Tests erfolgreich bestehen, wohingegen andere Mitglieder der Meinung waren, negative Ergebnisse könnten die Stellung der Homöopathie im nationalen Gesundheitswesen (National Health Services, NHS) gefährden. Weiterlesen

Hilft Deutschland?

Ein Artikel in der FAZ stellt diese Frage.

Exzellenz als bewegliches Ziel: Brasiliens Universitäten suchen Anschluss an die internationale Spitze. Austauschprogramme florieren. Doch es wächst allein die Masse. Hilft Deutschland?

Ach du meine Güte, wer kommt denn auf so eine Idee? Seit Jahren sorgen wir für intellektuellen Abbau — und das obwohl wir den Exodus während und nach dem Zweiten Weltkrieg niemals mehr haben ausgleichen können — und investieren nicht nur nichts mehr in die Universitäten, sondern betreiben massiven Raubbau am Bestand, die vorhandene Substanz, wörtlich wie im übertragenen Sinne, wird auf Verschleiß gefahren. Die Umstellung auf Bachelor und Master ist ursächlich daran beteiligt. Eine breite, fundierte Ausbildung ist einfach nicht gewollt, die Akademikerquote soll auf Biegen und Brechen erhöht werden. Es geht nur noch darum möglichst schnell viele halbgebildete Arbeitstkräfte in den Markt zu drücken. Daß mit Abschlüssen in Laberfächern wie Germanistik und Soziologie keine Industrienation eine Spitzenforschung durchführen kann und technologischer Fortschritt zu erzielen ist, wird dabei vollkommen außer acht gelassen. Weiterlesen