Bahnchef Richard Lutz hat angekündigt, klassische Bahnfahrkarten auf Papier durch ein rein elektronisches Verfahren mittels App auf dem Händi des Fahrgastes ersetzen zu wollen (Golem, Spiegel). Von den offensichtlichen Problematiken, die bei Menschen auftreten, die kein Mobilteltefon nutzen können oder wollen, sowie die der Erstellung von Kundenprofilen sehe ich noch einen weiteren gravierenden Nachteil für den Kunden. Weiterlesen
Tag Archiv für Deutsche Bahn
Deutsche Bahn will Papierfahrkarten abschaffen
Einen eigenen BER für Stuttgart
Überrascht es in diesem unserem Lande noch irgendwen? Ist es wirklich überhaupt noch eine Meldung wert? Stuttgart bekommt jetzt seinen eigenen BER: Stuttgart 21 kommt wegen Brandschutz bis zu zwei Jahre später und wird erstmal 500 Millionen teuer. Weiterlesen
W-LAN überall
Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert einmal mehr kostenloses W-LAN. Diesmal nicht nur in ICEs wie vor einigen Monaten, sondern auch in S-Bahnen sowie in und rund um Behörden. Ich bin alles andere als ein Gegner von W-LAN, aber ich frage mich warum er das laufend fordert. Gibt es wirklich keine drängenderen Probleme zu lösen, als staatlich finanzierte, kostenlose — wie geht das mit der auf Seiten der Politik immer wieder bemängelten „Kostenloskultur“ zusammen? — W-LAN-Netze? Weiterlesen
3.787.237 Minuten Verspätung
Wie die Antwort auf eine Anfrage von der Die Linke ergeben hat, soll die Deutsche Bahn im Jahre 2013 3.787.237 Verspätungsminuten erreicht haben (HAZ, Zeit), was immerhin 7,2 Jahren entspricht. Eine wunderbar genaue Zahl, die durch Angabe bis auf die letzte Minute mal wieder eine Genauigkeit vorspiegelt, die es so gar nicht gibt und die vor allen Dingen für den Bahnkunden praktisch keine Aussagefähigkeit hat. Der Ehrlichkeit halber sollte man aber auch erwähnen, daß nicht alle Verspätungen durch die DB verantwortet werden (Selbstmörder, Notfälle, Randale, Polizeieinsätze, Unwetter etc.).
- Zunächst einnmal werden Verspätungen unter 6 Minuten nicht als Verspätung gezählt. Die kleinen Verspätungen sind aber im alltäglichen Leben die Hauptursache, daß der Kunde seine Anschlüsse (nicht zwansläufig bei der DB) verpasst.
- Eine Verspätung wird bei der DB nicht dann gemessen, wenn sich die Türen öffnen und der Kunde wieder volle Bewegungsfreiheit genießt, sondern bei der Durchfahrt an einem bestimmten Punkt einer Betriebsstätte. Besonders „interessant“ wird die Art Messung bei großen Kopfbahnhöfen (z. B. Hbf. Frankfurt am Main). Die Züge kommen messtechnisch zwar häufig pünktlich an, stehen dann aber gerne noch eine ganze Weile (10, 15, 30 min) im Vorfeld. Ebenfalls nicht gezählte Verspätungen, die bei den Kunden aber für verpasste Anschlüsse und jede Menge Ärger (gerade wenn der letzte Bus o.Ä. weg ist) sorgen.
Bahnfahren als Strafe
Die große Koalition plant Führerscheinentzug bei Delikten, die in keinem Zusammenhang mit dem Führen eines KfZ stehen. Wenn man sich so die Negativberichte der letzten Jahre über die Deutsche Bahn ins Gedächtnis ruft, kann man verstehen, warum die Abgeordneten auf die Idee kommen, Bahnfahren als Strafe anzusehen.
Ganz aktuell wieder so ein Fall. Eine Lehrerin vergißt das Gruppenticket für sich und ihre Klasse mit mehr als 20 Siebtklässlern auf dem Bahnsteig zu entwerten. Die Schaffnerin verlangt daraufhin 40,- € erhöhtes Fahrentgeld pro Kopf oder das Verlassen des Zuges. Die Klasse hat daraufhin den Zug verlassen und die Fahrt mit dem Bus fortgesetzt. Rein formal mag die Schaffnerin im Recht gewesen sein, aber warum hat sie das Gruppenticket nicht einfach entwertet? Hatte sie wirklich einen Grund anzunehmen, daß die Lehrerin absichtlich schwarz fahren wollte? Theoretisch könnte die Lehrerin versuchen bei der nächsten Gruppenfahrt dasselbe Ticket zu nehmen und sich von den Eltern den Fahrpreis erneut erstatten zu lassen, als kleines Zubrot zum Lehrergehalt. Ich halte diese Annahme aber für realitätsfern, auch im Hinblick auf vergangene Vorkommnisse, bei denen wiederholt Minderjährige „ausgesetzt“ wurden. Warum also ist das Bahnpersonal gerade im Umgang mit Kindern oftmals so sperrig? Anderereits behauptet die DB nun, daß, wenn sich der Vorfall so abgespielt haben sollte, die Schaffnerin überreagiert habe, da sie einen Ermessensspielraum gehabt hätte. Die Entwertung wäre ihr möglich gewesen.
Die Häufung der Fälle allein durch ein Kommunikationsproblem innerhalb der Bahn oder durch Fehlgriffe bei der Personalauswahl erklären zu wollen, erscheint mir dann doch zu billig. Ist der interne Druck — bspw. durch geheime Testkunden — auf 100%ige Durchsetzung der Anweisungen so groß, daß das Personal meint so reagieren müssen? Vom Versandhändler Amazon wird auch gerade von einer extremen Gängelung der Arbeitnehmer berichtet. Kleinste Verstöße führen dort bereits zu Abmahnungen. Oder können sich Bahnmitarbeiter einen Vorteil (Prämie, Beförderungsbonus o.Ä.) durch ertappte Schwarzfahrer verschaffen? Es muß innerhalb der Deutschen Bahn einen Mechanismus geben, der Mitarbeitern einen Umgang mit Augenmaß bei Problemfällen wirkungsvoll erschwert, doch welchen?