Tag Archiv für Presse

Hannelore Kraft wirbt für Zensur im Internet

Die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat in ihrer Eröffnungsrede beim 28. Medienforum NRW die Schaffung eines „Netzkodex NRW“ als Maßnahme gegen die Verbreitung von Hasskommentaren vorgeschlagen (meedia.de). Nachfolgend ein paar Anmerkungen zu ihrem Vorschlag des Netzkodex NRW aus dem ersten Teil ihrer Rede. Zum zweiten Teil ihrer Rede ließe sich auch so Einiges einwenden, aber das wäre ein vollkommen anderer Themenschwerpunkt. Weiterlesen

Merkels sorgen um die Presse

Merkel zeigte sich auf der „MediaNight“ besorgt über den Glaubwürdigkeitsverlust der Medien in der Bevölkerung, sie hat ja auch sonst nichts Wichtiges zu tun und schon gar nicht zu sagen. Daß sich ein Politiker über den Glaubwürdigkeitsverlust der Medien besorgt zeigt, ist die logische Konsequenz seines Berufs, lebt er doch von der Darstellung seiner selbst und seinen (Un-)Taten in den Medien. Aber wie so oft bei Merkel, ist auch diesmal die Schlussfolgerung schräg. Weiterlesen

Zeitungssteuer

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) nimmt seinen Hut und zieht in einem Interview bei Kress.de (via heise) Bilanz. Weiterlesen

Tuğçe Albayrak: Heldenverehrung und Dämonisierung um jeden Preis

Die Geschichte mit der ums Leben gekommenen Tuğçe Albayrak beginnt sich inzwischen vollends von den Fakten zu lösen, wie bei Stille Post. Aus dem Einzeltäter wird eine Männergruppe, die zwei junge Mädchen in der McDonalds Toilette sexuell belästigten und anschließend Tuğçe auf dem Parkplatz gemeinschaftlich attackierten (Think Progress von Tara Culp-Ressler, Lieblingsthema: Vergewaltigung).

Thousands of German citizens are mourning a 23-year-old student who was murdered for sticking up for two teenage girls getting sexually harassed by a group of men.
[…]
She confronted their attackers, allowing the teens to escape the situation. But later, in the parking lot of the fast food restaurant, the same men attacked her and allegedly beat her with a baseball bat — an assault that was captured on grainy video footage.

Auch der Spiegel widmet sich heute ganz ausführlich, im neuen Heft sogar mit einem eigenen Beitrag, dem Leben des angeblichen Täters. Ich schreibe hier absichtlich angeblich, weil bisher öffentlich überhaupt noch nicht feststeht, daß er überhaupt ein Täter ist! Weiterlesen

Das Tuğçe-Beweisvideo

In den letzten Tagen hat die Presse eine Geschichte zu dem Vorfall auf dem Parkplatz von McDonalds in Offenbach aufgebaut, die einem Märchen, bei dem es nur schwarz und weiß gibt, gleichkommt: Junge schöne Frau hilft zwei noch jüngeren Mädchen, die von einem ungehobelten Kerl bedrängt werden. Anschließend wartet der Täter außerhalb des Restaurants bis die junge schöne, perfekt integrierte Migrantin das Restaurant verläßt, um sie brutal niederzuschlagen. Abgerundet wurde die Geschichte mit Hinweisen auf einschlägige Vorstrafen des Täters und der Darstellung seiner Person als Komplettversager. Natürlich forderte der Mob daraufhin härtere Gesetze und selbstredend die Todesstrafe. Allein schon das permanente Hervorheben in der Presse auf ihre Jugend und Schönheit waren eindeutig zu viel des Guten. Sicher, den Bildern nach zu urteilen war sie tatsächlich recht attraktiv, aber welche Rolle spielt das in diesem Zusammenhang? Wäre der Vorfall weniger schlimm und nicht weiter bemerkenswert gewesen, wenn es sich „nur“ um eine fette, häßliche, deutsche, erfolglose Mitvierzigerin auf Hartz IV gehandelt hätte?

Jetzt hat Bild das Überwachungsvideo, allerdings eine bearbeitete Version, von dem Parkplatz mit dem Vorfall veröffentlicht. Nimmt man mal an, daß nur unwesentliche Teile herausgeschnitten wurden, um es auf das Wesentliche zu kürzen, stellt sich der Vorgang nicht mehr ganz so eindimensional dar. Weiterlesen

Ein Hund namens Erdoğan

Vor einigen Tagen gab es Aufregung um eine Karikatur (Greser & Lenz, „Türken in Deutschland – Eine Erfolgsgeschichte“) aus einem baden-württembergischen Schulbuch, in der als Beiwerk ein angeketteter Hund in einer mit „Erdogan“ beschrifteten Hundehütte liegt (FAZ, Spiegel). Offenbar fühlte sich jemand in der türkischen Regierung durch den Hund angesprochen und es kam zu öffentlicher und diplomatischer Erregung. Die Berichterstattung darüber in den deutschen Medien ist ein weiteres Beispiel dafür, daß es nur darum geht irgendetwas zu schreiben um Klickzahlen zu generieren. Wirklich informiert wird man aber nicht, das Kernproblem wird nicht angegangen. Es ist im Grunde nur eine Kleinigkeit, aber sie ist mit ein Beleg für die Ursachen der zunehmenden Zahl an Lesern, die für derartige Inhalte nicht mehr bereit sind Geld auszugeben. Weiterlesen

Journalistische Unabhängigkeit

Die FAZ versucht sich an einem medienkritischen Artikel und dem Versuch zu verstehen, warum die Kritik an Medien und der Presse in Blogs und Büchern immer exzessiver und agressiver werde. Unbestreitbar ist der Ton in vielen Fällen äußerst rauh, nicht immer sachlich und die Kritik nicht immer gerechtfertigt, andererseits ist oftmals die einseitige und voreingenommene Berichterstattung, wie bspw. in der Ukrainekrise oder beim Genderfeminismus, einfach nicht zu übersehen. Allerdings scheint dies bei der FAZ natürlich vollkommen anders zu sein, zumindest findet sich in dem Artikel nichts von der dringend notwendigen Selbstkritik, es sind nur die anderen Medien. Der ARD-Chefredakteur Christian Nitsche sieht keinen Vertrauensverlust und verweist auf die hohe Zuschauerquote. Weiterlesen

EU-Parlamentarier fordert Bestrafung von Journalisten

Der Jurist mit zwei Staatsexamina und Europaabgeordnete Michael Gahler (CDU; Webseite) und Mitglied des Auswärtigen Ausschuss im EU-Parlament hat dem Deutschlandfunk ein Interview gegeben, in dem er äußerst Beachtliches fordert, wie ich finde: Weiterlesen

Presserettung

Hinter einer zunächst unscheinbaren Meldung unter dem Titel „Kauder stellt Hilfe für Erhalt der Zeitungslandschaft in Aussicht“ könnte weitaus mehr stecken, als man auf den ersten Blick vermutet, wenn man die Nachricht im Zusammenhang mit Anderen sieht.

Kauder will der sterbenden Zeitungslandschaft in Deutschland unter die Arme greifen, ohne aber konkrete Pläne zu nennen, woher as Geld kommen soll. Weiterlesen

Sicherheitsrisiko Blogger

Wie Isarmatrose berichtet will der Deutsche Bundestag jetzt nur noch Blogger akkreditieren, die einen Presseausweis haben. Als Begründung wurde von der Verwaltung angegeben, es seien zu viele Blogger und man es nicht zulassen könne, daß es in einem Sicherheitsbereich wie dem Bundestag zu voll werde. Das würde man allerdings auch mit einer einfacheren Maßnahme erreichen: Wer sich zuerst anmeldet, ist drin, fertig. Wie Isarmatrose richtig bemerkt, ist Journalist kein geschützter Beruf und somit ist die Trennung nach Presseausweis wohl eher eine Maßnahme um den gemeinen Blogger fernzuhalten und die größeren (konformen) Pressehäuser zu bevorzugen.

Das Sicherheitsrisiko für die Regierung dürfte darin liegen, daß die Blogger bei den Veranstaltungen hinhören, nachfragen und dann auch noch die Frechheit haben Dinge ungefiltert zu veröffentlichen, einfach so. Wo kommen wir denn da hin, wenn das Schule macht. Viele Haken und Ösen bei neuen Getzesvorlagen, nicht nur beim Leistungsschutzrecht, wurden eben nicht durch Recherche von Journalisten der großen Pressehäuser aufgedeckt, sondern durch Blogger und genau das gilt es zu verhindern. Noch besser wäre es allerdings, man würde bloggen ohne Presseausweis gleich ganz verbieten.